Wir locken ja oft mit schönen Fotos und grandiosen Landschaften, aber es gibt auch viele Tage wie heute:
Aufstehen auf einem Supermarktparkplatz, die erste Sonne genießen, in den Supermarkt latschen, Verkäuferinnen einen guten Morgen wünschen, an ihnen vorbei die Toilette ansteuern, dort Zähne putzen. Zum Auto zurück gehen – je nach Klientel des Supermarktes oft an merkwürdigen Gestalten vorbei – und ein Müsli auf der Motorhaube essen. Lassen Dach runter, Martin holt Werkzeug vom Dach, Martin zieht Schrauben fest und wir verstauen das Werkzeug erstmal im Auto.
Nächster Plan: zum ACE Baumarkt fahren – wieder ein langweiliger Parkplatz 😉 – für Defender Kleinigkeiten wie Schrauben und kleinen Trichter besorgen. Zum nächsten Parkplatz, einen Schlauch suchen, aber der angesteuerte Autoparthändler hat das gesuchte Teil nicht.
Auf zur Laundary, welche natürlich wieder einen häßlichen und diesmal auch dreckigen Parkplatz vor der Tür hat. Ums Eck ist es etwas sauberer, also umparken. Stellen Dach auf, da Martin neue Dschungelseile befestigt, die alten waren mit Hochdach zu kurz.
Während dessen wasche ich Bettwäsche und Klamotten, Geld wechseln, Waschmaschine, Trockner einwerfen, Trockner nachwerfen, nochmal Trockner nachwerfen.
Juhuu Wäsche fertig!
Wir sollten eigentlich mal weiterfahren, aber Emails müssen wir noch schnell checken, denn wir sind mit einem anderen Paar schon an einem Container von Veracruz (Mexiko) nach Cartagena (Kolumbien) dran. Posten sollten wir auch! Die Unterlagen der neuen Autoversicherung, die dann in Mexico gültig ist, müssen wir außerdem noch ausdrucken… Online also nach Copyshop suchen, hinfahren, ausdrucken. Martina bekommt Hunger, steuern Starbucks an, da schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Hunger und Wifi für weitere Planungen. Posten müssten wir auch!
Essen und die Recherche über Fähren von der Baja zum Festland scheint erfolgreich – dank google translate 😉 Sogar die Email an die Reederei wurde erstaunlicherweise beantwortet, nun wissen wir, dass wir (hoffentlich) als normales Auto durchgehen und sich die Kosten somit in Grenzen halten. Juhuu! Letzer Schritt: nur noch schnell online zahlen…
Zwei Stunden später geben wir auf!
Auch ein Freund in Montana, der es lieberweise für uns probiert, konnte nicht buchen. Dachten vielleicht gehts von dort besser. War einen Versuch wert.
———
Diesen Text hier schreib ich im Starbucks nur zirka 30km vom ersten entfernt – weiter sind wir nicht gekommen heute! Martin probiert neben mir nochmal die Fähre zu buchen… und zu bezahlen – vergeblich! Auto steht am Supermarktparkplatz gegenüber, da schlafen wir heute. Günstige Campingplätze in Kalifornien südlich von San Francisco sind praktisch nicht zu finden. Da kann man fast ein Hotel nehmen. Aber wenn man den Supermarkplatz nimmt, hat man noch bissl Geld für ne leckere Pizza vor dem Schlafengehen!
Bis auf ein paar Schnappschüsse aus dem Auto gabs heut nur Parkplatz zu sehen.
Für Posten sind wir dann zu müde… dabei sind wir soooo weit hinterher!
Nachtrag 1:
Wir wurden aus dem gerade beginnenden Schlaf gerissen (23:20 Uhr), dürfen hier nicht stehen bleiben. Manno… wenn ein Tag scho nervt, dann sicher die Nacht auch! Müssen raus aus den Schlafsäcken, Dach abbauen, fahren weiter, suchen neuen Platz, bauen wieder auf… das sind die Nächte, in denen man sich ein Schlafzimmer wünscht!
Nachtrag 2:
Am nächsten Tag machen wir ein paar ganz, ganz liebe Bekanntschaften am Parkplatz. „Wenn man mal echt mies drauf ist, muss man sich zwei Stunden auf Parkplatz vor ein Café stellen und warten. Es kommen dann so viele Menschen auf einen zu und man weiß danach wieder, warum man es macht.“
Nachtrag 3:
Die Buchungskatastrophe geht aber weiter, wir finden guten Campingplatz als Basis kurz vor der Grenze um Auto und eigentlich auch Fähre vorzubereiten. Ohne Buchung loszufahren ist riskant… aber Zeit wird knapp!
Wir starten neuen Versuch: nachdem Überweisung und Kreditkarte nicht funktioniert neue Idee: mit Western Union zahlen. Eine Stunde im Supermarkt versucht die nette Dame, was geht… vergeblich.
Genervt streiten wir uns. Zu viele doofe Tage. Martin versuchts nochmal telefonisch… keine Chance irgendwie jemanden ans Telefon zu bringen und der Versuch kostet trotzdem 15 Euro.
Daneben ist ein Starbucks – davon gibts hier wenigstens mehr als genug! Was macht man nicht alles fürs Wifi – wie hat man das früher ohne gemacht? 😉
Also wir raffen uns auf… neuer Versuch.
Wir geben auf! Stimmung angespannt, wissen nicht, ob wir es riskieren sollen die Baja zu fahren ohne Fährreservierung. Im schlimmsten Fall verpassen wir dann nämlich unser Containerschiff ab Veracruz im Januar, das wäre fatal! Deswegen der Zirkus… und die Zeit wird knapp.
Nachtrag 4:
Über eine Ferryapp – mit erneuter Emailkonversation und Preisänderung – hin und her – brauchen wir noch weitere zwei Tage… bleiben noch eine Nacht am Campingplatz… und ich hab keine Lust mehr ausführlich drüber zu schreiben!
———
Das sind die Tage, an denen man sich fragt, warum man das eigentlich macht und nicht einfach ein Haus in der Provence bucht und dort am Pool liegt!
———