“Der falsche Fünfziger“

Martin und ich sitzen in Medellín im Café, nicht in unserem Lieblingscafe, aber in einem dieser stylischen, coolen Locations.

Der leckere Fruchtsaft vor uns ist fast leer und Martin bezahlt. Die Bedienung nimmt den Schein und geht, um das Wechselgeld zu holen. Sie kommt wieder mit unserem Schein. Wir verstehen diesesmal nicht nur Spanisch… es sei Falschgeld, so viel ist gut rauszuhören. Wir sind bissl perplex, genauer gesagt sprachlos. Wissen nicht, ob wir uns erstmal entschuldigen sollen oder sauer sein, wie es dazu kam. Wir zahlen dann erstmal mit einem anderen Schein. Die Bedienung kommt nochmal mit einer Kollegin und einem echten 50er, sie zeigen uns zum Vergleich die Unterschiede. Unsere Kopie auf normalem Papier ist echt richtig schlecht! Schlecht und noch dazu schief kopiert, natürlich ohne die Glanzeffekte und Wasserzeichen. Wir können es gar nicht glauben. Nachdem ich den Schein fünfmal hin und her drehe, hab ich schon die Farbe an den Fingern!

Total ungläubig gehen wir zurück zum Auto. Natürlich überlegen wir, wann uns der „foische Fuchzger“ untergejubelt wurde. Ich bemerke am Rande, dass mein Reiseführer auch vor falschen Bedienungen gewarnt hat. Sie gehen mit dem richtigen Geld hinter die Theke und kommen mit einem anderen – gefälschten – Schein zurück… ein guter Trick. Nur wer vor ihren Augen das Geld markiert hätte, könnte beweisen, dass es ein ganz anderer Schein ist.

Hat uns diese Bedienung reingelegt? Kann das sein? Steckt die Kollegin mit drin? Wir sind noch sprachloser und ratloser als zuvor. 50.000 Pesos sind um die 15 Euro – für uns kein riesen Drama. Aber für jemanden, der hier lebt, ist es sicher viermal so viel wert.

Beim Auto durchsuchen wir unser restliches Geld… jetzt wissen wir ja genau, auf was wir achten müssen! Es findet sich aber kein zweiter falscher Schein.

Wir können es also weder beweisen, noch ausschließen, dass die Bedienung uns nach dem klassischen Trick abgezockt hat.

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Zwei falsche Fünfziger!

Zwei Tage später findet Martin noch einen zweiten falschen Schein in einer unserer Taschen. Hier ist sogar ein Knick mitkopiert, der ist noch schlechter. Jetzt ist klar: die Bedienung war es (vermutlich) nicht… es ist noch viel schlimmer, denn all diese Scheine hatten wir aus einem offiziellen Geldautomaten in Medellín! Die letzten größeren Scheine, bei denen wir überhaupt falsche Fünfziger beim Zahlen rausbekommen hätten könnten, waren bei Kokoluu schon alle ausgegeben. Seither spuckten sämtliche Geldautomaten alle maximal 50.000er aus. Es musste wirklich das Geld vom Automaten sein – wie krass! Damit hatten wir ehrlich gesagt nicht gerechnet, nun wissen wir aber: es kommt vor! Das schwarze Schaf ist irgendjemand beim Befüllen der Automaten… es war nicht mal ein Touristentrick.

Seither wird von uns Geld vom Automaten nicht – wie man es intuitiv machen würde – schnell eingesteckt, sondern sofort gecheckt. Unser Tip an Reisende: bei einer Bank abheben, wenn sie geöffnet hat… die einzige Chance wäre sicherlich mit Quittung sofort zum Schalter zu gehen, noch besser mit einem Video. Einige Tage zu spät und ohne einen Beweis, dass die Blüten von der Bank sind, probieren wir das erst gar nicht mehr.

Das Geld wird unter “Ausgaben” mit dem Zusatz “Erfahrungen” verbucht und wir kleben die Scheine in unsere analogen Freitag-Tagebücher – da wir zwei Scheine haben, müssen wir uns auch nicht streiten!