Von Medellin aus gehts nach Osten, erstmal auf einer Hauptstraße, aber die verlassen wir ziemlich schnell und dann fahren wir am Ufer des Stausees El Peñol entlang. Aber es gibt nicht ein Ufer, sondern unzählige!
Die Finca La Manuela zerfällt fotogen vor sich hin. Besucher können sich die ehemalige Villa von Escobar anschaun, daneben Paintball spielen oder auch Campen. Escobar war nach fünfjähriger Bauzeit insgesamt nur drei Tage hier, das Gebäude wurde 1993 von Los Pepes, einer Untergruppe vom Cali Kartell, mit 200kg TNT zerstört. Danach wurde in den doppelten Wänden natürlich nach Geld und Drogen gesucht.
Campen wollten wir hier nicht und außerdem stellten wir fest, dass wir unter den Besuchern den Altersdurchnitt ein wenig gehoben haben. Es scheint vielleicht auch durch die Filme gerade interessant zu sein, sich Escobars Welt anzuschaun. Wie uns jemand erklärte, ist hier in Kolumbien diese Zeit gefühlt länger her und weniger präsent als für die Europäer im Moment.
Es stellt sich immer die Frage, wie man mit solchen Vergangenheiten umgehen soll… anschauen? zerstören? als Mahnmal erhalten? Umwidmen? Escobars Vermächtnisse sind meist große Grundstücke, teils werden sie zugänglich gemacht wie Finca La Manuela, teils zerstört wie unlängst sein Wohnhaus in Medellin, teils wird ein Freizeitpark daraus wie bei der Finca Napoles und im Gefängnis ist mittlerweile ein Kloster.
Die verfallene Finca anzuschaun passt also vielleicht doch noch am ehesten für uns… es hat was gruseliges und zugleich ist sie ein Sinnbild für eine vergangene Zeit. Fotografisch ohnehin interessanter als ein Vergnügungspark, den wir ein paar Tage später dann auch links liegen lassen.
El Peñol ist ein riesiger Granitmonolit am Stausee. Man könnte ihn über Treppen begehen, ganz sicher mit grandioser Aussicht oben, aber wir begnügen uns mit Anschauen. Und wenigstens ein Foto davon ohne Postkartenidylle:
In Guatapé ist es uns zu wuselig, es wird nur ein kurzer Stopp, ein sehr leckerer Kuchen und ein Einkaufsbummel ohne Einkauf. Was aber echt interessant ist, sind die unterschiedlichen bunten Häusersockel, die persönliche Motive oder Berufsgruppen der Bewohner zeigen.
Auf dem Parkplatz sticht uns natürlich sofort der schweizer Bucher Duro ins Auge! Aber in Guatapé sind zu viele Touristen wie wir unterwegs, sodass es nicht möglich ist, die Besitzer vielleicht schon von Weitem zu erkennen.
Bevor wir die schönen Buchten des Sees verlassen, bekommen wir doch noch einen Überblick.
Es geht in ein sehr buckeliges, aber bewirtschaftetes Land, wo wir einen kurzen Kaffeestopp bei einer künstlerischen Lebensgemeinschaft machen. Ein interessantes, freies Lebenskonzept wird uns erklärt. Der sympathische Typ, der uns rumführt hat leuchtende Augen und ist vollkommen in seiner Mitte. Auch wenn wir nicht genau so leben möchten, sind wir beeindruckt von dem was er ausstrahlt… und er stubbst wieder etwas an, über Lebensweisen nachzudenken. Das macht man auf so einer Reise ja ständig!
Noch eine schöne Begegnung: in den Bergen trinken wir bei einer Frau und ihrem Sohn einen Kaffee. Sie ist erstaunt, was wir machen und erzählt, sie würde auch gern reisen, nach China zum Beispiel. Nebenbei bricht sie mit den Fingern kleine Stücke einer Kochbanane in einen Topf. Ich glaube, es gibt vermutlich nicht ein einziges passendes Werkzeug dafür, um genau solche Stückchen zu erhalten.
Sind das Vögel auf dem Pferd?? Stop – langsam… ich hätt gern ein Foto!
Das war leicht… aber der Schmetterling hält nicht still! Ich steige dreimal aus dem Auto und jage einem flatternden großen hellblauen Schmetterling nach… vergeblich. Entweder er fliegt viel zu schnell, oder man sieht ihn nicht mehr, wenn er sitzt. Außen ist er braun gemustert… zusammengefaltet also praktisch unsichtbar. Und dann ist er wieder weg.
Man beachte die „Flapp-flapp“-Ohren:
Erledigungen müssen auch sein, dazu gehört Einkaufen.
Einmal wirds ein kleiner Miniladen, einmal ein zweiter mit einer voll lieben Frau, die riesige Augen bekommt, als wir von der Reise erzählen. Sie nimmt meine Hand und wünscht mir mit Kreuzzeichen alles Gute dafür. Zum Abschied ein Blick in unser Auto… sie lacht und findet unser kleines Häuschen toll!
Geld abheben ist auch immer spannend! Wo befindet sich der Geldautomat und kann man davor parken? Google weiß meist, dass es einen gibt, aber so gut wie nie, wo er genau steht! Der Automat ist immer woanders, als Google denkt. Nächstesmal frag ich gleich die Leute am Platz.
Im Nirgendwo bei einem weieren Haus erstehe ich in den Tagen dann noch eine abgelaufene Zahnbürste.
Richtig Shoppen wirds dann in Raquira… dem Ort der Tonwaren (schwer und groß) und der Wollstrickwaren (leicht und nicht so groß). Hab ich schon erwähnt, dass ich Wolle liebe? Der Tipp, dass hier alles bissl billiger ist als in Villa de Leyva war gut, so hab ich praktisch Geld gespart! 😉
So, und nun das Beste dieser Strecke: Wasser und Urwaldfeeling! Wir fahren praktisch von einer Kordillere runter ins Tal zum Rio Magdalena und auf der anderen Seite rauf in die östliche Kordillere. Wunderschöne Ausblicke und Kolumbienfeeling pur! Jetzt bin ich gefühlt angekommen, sauge die Atmosphäre auf und wir staunen wieder! Der Farn daheim, der so bissl am Boden rumwächst könnte sich hier bei den riesigen „Farnbäumen“ echt eine Scheibe abschneiden!