Amazonas – Part 2

Über den Amazonas, der übrigens an der Stelle gerade über 4 Kilometer breit ist, geht es nach Peru und mit einem kleineren Boot durch den Wald zur Zacambu-Lodge.

In der Trockenzeit ist Zacambu an einer breiten Sandbank gelegen und hinter dem Haus ist ein See. Jetzt ist einfach alles unter Wasser. Ein schöner Ort als Basis, aber auch schon die Hinfahrt war interessant und im Baum erspähten wir schon das erste Faultier. Mein Tipp: Fernglas mitnehmen! Ich war so froh um meines, weil damit oft die kleinen schwarzen Punkte, die man am Foto sieht, plötzlich Fell und Struktur bekommen und voll schön zu beobachten sind.

Haustier „Prinzesa“ darf frei rumlaufen, ist ungefähr 5 Jahre alt und schläft im Kleiderschrank. Ja… die ist wirklich ausgewachsen!

Erster Ausflug: Delphine suchen!

Mit Erfolg! Wir waren von grauen und rosa Delphinen umgeben. Fotografieren ist natürlich schwierig, man weiß echt nie, wo sie grad auftauchen. Die rosaroten Amazonasdelphine (botos), die ich unbedingt sehen wollte, die sind wirklich rosa!

Zacambu ist kein Zoo, hier tigert man los und sucht die Tiere in freier Wildbahn. Kann sein, dass man viel sieht, kann sein nix. (Mit Fernglas manchmal ein wenig mehr) Hier springt außer Prinzesa auch kein Affe auf den Kopf, man muss sich daher selbst den Kopf verrenken und oben in den Bäumen suchen. Aber man findet viel und es macht Spaß was zu entdecken. Die Totenkopfäffchen hab ich hier auch wieder gesehen… wie sie unglaublich schnell von Baum zu Baum springen.

Nächste Suche: Kaimane

Nachts – begleitet von hunderten quakenden Fröschen – sucht unser Guide mit der Taschenlampe Kaimane. Die gibts hier nur in der kleinen Variante, aber auch in klein ist es ein uriges Tier aus vergangenen Zeiten… ich liebe ja alles was nach Dinosaurier aussieht.

Am nächsten Tag fahren wir mit den Kanopes raus, das heißt ohne Motor. Finde ich super – weil leise und Zeit zum Schauen.

Ja, ich dachte auch, cool, ein Boot zusammen mit drei starken „Jungs“! Das wird ja megaentspannt… „Ihr macht das Rudern, ich die Fotos?!?“

Ok… so viel Zeit zum Schauen und Fotografieren ist doch nicht, weil wir als 4er-Team im Boot viel zu unkoordiniert rudern und wir ständig direkt aufs Gestrüpp zusteuern. Beim Boot mit dem Guide sieht es viel entspannter aus und sie kommen natürlich auch schneller voran! Wir kämpfen… verhaken uns… wieder zurück, wieder vor… aber wir haben viel Spaß!

Warum Martin mich nicht begleitet? Warum er da nicht im Boot sitzt? Warum er Leticia verlassen hat und mich hier allein zur Zacambu fahren lässt?

Das fragen mich hier auch alle ganz erstaunt… aber wisst ihr, nach 35 Wochen gemeinsam reisen, jeden Tag ganz nah zusammen sein und alles immer gemeinsam entscheiden, empfinden wir beide diese vier Tage getrennt nicht unbedingt als „verlassen worden sein“!

Ich könnte auch noch vier Tage länger hier rumrudern…

Neben der Natur sind wie immer auch die Begegnungen manchmal Highlights, wann sitzen scho mal Belgier, Israelis und Spanier am Tisch? – Ja, ok, am Oktoberfest in München vielleicht.

Aber wann trifft man außerdem jemanden, der den Darien Gap wirklich selbst gegangen ist? Das ist eine völlig andere Geschichte und die lass ich mir in Ruhe gesondert bei einem Bier erzählen!

Danke! – Nicht fürs Bier, sondern für die Geschichten, von Afrika bis zur Antarktis.

Ich kann jetzt nämlich sagen: ich hab jemanden, der den Darien Gap gegangen ist, auf ein Bier eingeladen! Das ist übrigens das einzige das sie hier im Dschungel hatten:

Eine unserer lieben Indioköchinnen ist am ganzen Körper wie mit dunkelblauer Farbe eingefärbt. Sie reinigen Körper und Seele damit. Der Farbstoff kommt von einer Frucht. Die Kugeln werden aufgeschnitten, der Inhalt mit den Samen zerstampft und auf die Haut gemalt. Wer mag, bekommt ein Tattoo, erst unsichtbar, aber nach ein paar Stunden ist es ganz dunkelblau. Ich hoffe mal es ist nicht für immer… nein, es hält wirklich nur ungefähr zwei Wochen.

Pirañas Fischen steht am zweiten Tag auf dem Programm. Gefischt wird mit einer Holzrute, Silk und Hühnerhaut. Das Fett zieht die Fische an. Ich nutze aber die Zeit, um ein wenig im ruhig stehenden Boot zu fotografieren und zeichnen.

Satt vom Tiere suchen und müde bin ich noch nicht,… und finde sofort einen Gleichgesinnten. Wir stellen also noch eine ungeplante Nachttour auf die Beine. Auf dem See kanopen wir im Dunkeln eine Runde und endecken schlafende Tauben, ein Faultier und Frösche. Ich genieße die friedliche Stimmung, die Geräusche der Nacht und die Reflexionen auf den Bäumen. Wenn man schräg aufs Wasser leuchtet, scheinen die Bäume zu Wasser zu zerfließen. Manches kann man nicht fotografieren, aber trotzdem mitnehmen.

Jetzt aber ab ins Bett… morgen müssen wir um 4 aufstehen…