Vom Fliegen und Warten in Kolumbien

„I would not recommend it!“, das war Lauras Antwort, als wir erklärten, wir wollen von Manizales über Bogota nach Leticia fliegen. Ihre Warnung war auf den Flughafen Manizales bezogen. Bei Regen startet hier anscheinend kein Flugzeug… und es ist Regenzeit.

Echt? Sollen wir erst mit dem Bus nach Pereira fahren? Wir versuchen es trotzdem ab Manizales. Im schlimmsten Fall bringt uns dann sowieso ein Bus der Fluggesellschaft nach Pereira, wenn in Manizales nix geht.

Es regnet… wir verabschieden uns vom Defender und Laura hatte natürlich recht, unser Flug wurde gecancelt.

Manizales: Fehler!

Warten.

Und danach zweiter Kaffee…

Der nächste Flug wird auch gecancelt, und da der Flughafen in Pereira heute erstaunlicherweise ebenfalls gesperrt ist, werden wir auch nicht mit dem Bus dorthin transportiert.

Warten.

Nun bekommen wir aber ein wenig Stress mit unserem Anschlussflug, der dooferweise mit einer anderer Fluggesellschaft gebucht ist. Zweiter Fehler! Auch wenn es anders billiger wäre, wenn möglich sollte man für Anschlüsse gleiche Airline wählen!

Ausgerechnet Laura, die uns davor gewarnt hat, hilft uns dabei, den Folgeflug zu verschieben.

Wir zwei (die Deutsche und der Österreicher) sind hier am Flughafen natürlich die einzigen, die hier rumstressen oder nervös guggen, wann es weitergeht, alle anderen sitzen gemütlich beim zweiten Frühstück.

Irgendwann geht es wirklich weiter und wir dürfen in die kleine Abflughalle, mit Aussicht auf ein landendes Flugzeug. Voll klein ist unsere Maschine nach Bogota mit nur 4 Plätzen pro Reihe. Das erklärt auch, warum hier nur ein Minihandgepäck erlaubt ist.

Juhuu! Geschafft, in Bogota müssen wir nur von einem Terminal zum anderen wandern und dort haben wir vor unserem verschobenen Anschlussflug nach Leticia eine längere Wartezeit… nix Neues heute.

Warten… im Warten sind Kolumbianer Meister! Wir belegen da eher das Schlusslicht in dieser Disziplin.

Im Flugzeug nach Bogota lerne ich kurz einen Kolumbianer kennen und frage ihn aus Neugier: “Ab wann werdet ihr eigentlich nervös, wenn zum Beispiel ein Bus nicht kommt?” Er schaut… überlegt… sagt nix…! Ich ahne es: “Nie??” “Ja… eigentlich nie…!” 45 Minuten sind ganz normal beispielsweise, das hatte mir auch Jacob schon mal auf die gleiche Frage hin erklärt. Ich wiederhole, dass Deutsche schon nach 5 Minuten nervös werden. Er räumt nach weiterem Überlegen ein: „Doch… mir fällt eine Situation ein! Einmal musste ich 5 Stunden auf den nächsten Bus warten, weil ich den ersten versäumt hatte. Da war ich nervös.“

Ob er denn bei Verspätungen keine Probleme bekommt, beim Arbeitgeber oder so… frage ich noch. Naja, meint er: “Manchmal schon, manchmal nicht.”

Das Gespräch fand im Flugzeug am Flughafen in Cali statt… ja, stimmt, da wollte ich gar nicht hinfliegen. Die Rede war von Manizales nach Bogota und von dort aus nach Leticia! Beim Zurückfliegen wollten wir auch unsere zwei Fehler nicht nochmal begehen und buchten Leticia-Bogota und weiter nach Pereira und zwar diesmal mit der gleichen Airline! Klar, oder?

Ich stand dann aber trotzdem in Cali, da mein Flieger Leticia-Bogota in Bogota nicht landen konnte und daher weiter nach Cali flog. Schlechtwetter! In Cali musste ich im Flugzeug auf den erneuten Start warten… während Martin in Bogota auf mich wartete.

Der Rückflug nach Bogota war dann sogar ein Highlight, da das Flugzeug diesmal unter den Wolken blieb und so das Valle de Cauca und die Bergkordilleren schön zu sehen waren.

Da ich den geplanten gemeinsamen Anschlussflug nicht erwische, wartete dann Martin wieder in Pereira während ich endlich in Bogota war. Diesmal kümmert sich die Airline um meinen neuen Anschlussflug. Fehler Nr. 2 glücklicherweise nicht wiederholt! Statt 16:32 den 18:40 Flug. Eine geringfügige Flugänderung nennt sich sowas, aber es war super unkompliziert.

Ich frage nur noch kurz nach, ob ich vielleicht auch direkt nach Manizales fliegen könnte. Die Dame erklärt mir, dass Manizales ein recht kritischer Flughafen sei und der wegen des erhöhten Regenrisikos von ihrer Fluggesellschaft am Nachmittag gar nicht angeflogen wird. – Verstehe.

Da es nun voll spät wird, als ich nach meiner Wartezeit in Bogota und dem Flug endlich in Pereira ankomme, bleiben wir dort eine Nacht.

Erst am nächsten Tag sind wir mit Bus und Taxi endlich zurück in Manizales.

Übrigens war ich ja in der Lodge Zacambu faktisch in Peru, was hieß, dass ich zuvor zur Migration musste, ein Container am Hafen mit zwei Schalter. Beim ersten bekam ich vom Kolumbianer einen Ausreisestempel, beim zweiten Schalter einen Meter daneben nach drei Fragen und Antworten einen Einreisestempel vom Peruaner. Das dauerte gute 20 Minuten für unsere 6köpfige Gruppe. Eine andere Deutsche fragte, ob das immer so lang dauert. Unser Guide wusste glaub ich nicht so recht, was sie überhaupt meinte… und ich warf ein, dass das eigentlich vergleichsweise schnell ging, da wir für unseren letzten Stempel ungelogen 6 Stunden, also effektiv einen ganzen Tag gebraucht haben!

Das zähe Prozedere, auf das ich anspielte, war vor 2 Wochen der Visaverlängerungsstempel… den ich mir sogar hätte sparen können, da ich nach dem Zacambuaufenthalt wieder einen Ausreise- (Peru) und Einreisestempel (Kolumbien) bekommen habe. Da der Schalter im Container bei der Rückfahrt schon zu hatte, fuhren wir sogar mit dem Boot nochmal übern Amazonas nach Peru rüber um sozusagen “auszuchecken”. Am nächsten Tag am Flughafen reiste ich vor dem Flug offiziell bei der Migration wieder nach Kolumbien ein. Wo ich dazwischen war, weiß ich nicht! 😉 Jedenfalls hab ich jetzt zum zweiten Mal 90 weitere Tage in Kolumbien erhalten…. ohne Verlängerungsantrag und Onlineformular, das nicht funktioniert. Wenns eh so einfach geht… 😉

Für Martin wäre allerdings vielleicht schon bei der ersten Migration eventuell schon Schluss gewesen. Ob er aus Kolumbien ausreisen darf, solang der Defender im Land ist (was ja mit seiner Passnummer hinterlegt ist), wissen wir nicht. In Ecuador geht es. Wir selbst habens weder hier noch in Ecuador ausprobiert, da ja nur ich in Peru war.

Noch eine persönliche Anmerkung aus künstlerischer Sicht: Deutsche Reisepässe sind echt langweilig!

Guggt mal, wie schön die spanischen sind. Die ganze Verkehrsgeschichte in Bildern und der davor war mit Tieren:

Will auch so einen schönen Reisepass haben! Die Flüge gehen nicht besser damit, nur das Warten wird versüßt.

Ok,… Leticia war aus unserer Sicht jede Stunde Warten wert, natürlich auch mit langweiligen Reisepässen.