Wer hätte gedacht, dass Manizales für uns wie ein kleines zweites Zuhause wird…
…aber wo man um den Abwasch Schere – Stein – Papier spielt, wo man rumlümmelt und seine Wäsche wäscht, die entlaufene Katze wieder einfängt und wo man ein und aus geht, wann man mag… da ist ein „zu Hause“!
Hier überlegen wir unsere weiteren Reisepläne, besprechen diese mit allen Familienmitgliedern und diskutieren Für und Wider.
Als wir uns nach Leticia verabschieden, lacht Adriana fragend und schaut Martin an: „Hasta Mañana?!“, weil sie weiß, dass er vielleicht nicht so lang bleiben mag, wie Martina. Und Jacob bringt uns vor dem Abflugtag noch genug Decken für eine Nacht im Haus, damit wir nicht um 6 Uhr morgens und bei Regen ein nasses Dach einklappen müssen.
Jeden Morgen öffnen wir aber normalerweise die Defendertür, grüßen Adrianas Nachbarn, halten manchmal ein Pläuschchen und tigern dann mit der Zahnbürste ins Haus Richtung Bad. Alles für die Nachbarn kein Problem,… nicht, dass wir hier stehen, nicht, dass wir hier schlafen… nur das Management der Wohnanlage verbietet uns irgendwann unsere Wäsche am Auto aufzuhängen. Wir finden’s lustig und hängen sie ab. Weil das geht natürlich zu weit… wir sind ja nicht in Kolumbien! 😉
Nach unserem Leticiaausflug muss ich leider in Manizales gleich noch zum Doktor, weil ich einen Ausschlag am Kinn hatte, der dann jeden Tag schlimmer wurde und anfing, Blasen zu werfen. Na, toll – aber war letztendlich nix Schlimmes. Vielleicht ein Mückenstich, vielleicht eine Pflanze. Beim Kanufahren kamen wir ja mancher ganz schön nahe und einmal kratzte eine auch ziemlich wie ein Reibeisen. Vielleicht war es diese, vielleicht was anderes. Krasse Reaktion der Haut, aber bissl warten, ein bissl cremen und dann häuten wie eine Schlange und alles wie neu – como nueva!
Da oben auf dem Platteau ist der Flughafen. Aber we would not recommend! Übrigens fanden wir einige sich abseilende Miniraupen im Auto, nachdem wir zurückkamen. Es ist hier einfach unmöglich alle Tiere aus dem Auto rauszubeseln.
Neue Früchte probiert: Maracuja (unser absoluter Lieblingssaft „en leche“, pur fast ungenießbar sauer!) – Pitaya (wir wurden vor der abführenden Wirkung gewarnt, aber passiert ist gar nix, schmeckt lecker!) – Mangostino (harte Schale, weiches, süßes Fleisch um harten Kern, was für Bonbonslutscher) – Guanabana (für mich immer noch „Dinosaurierei“! Ist eine Heidenarbeit das Fleisch von den Kernen zu lösen, aber lecker)
Einkaufszentren überraschen uns immer wieder in Kolumbien. Entweder sie sind total leer, wie Ruinen, verlassene Konsumtempel mit schlechter Aura oder sie sind viel kreativer gebaut als bei uns. Und liebevoller gestaltet. Hier eine kleine Sandburg:
Nun stellt euch vor ihr habt Geburtstag oder Jahrestag und im Restaurant hängt sowas in der Art am Fenster.
Martin, wehe du machst sowas! Wenn es der Jahrestag wäre, würd ich vermutlich gehen… und neuen Partner suchen, aber hier in Kolumbien gehört es zum guten Stil. Ohne Ballonbuchstaben geht da gar nix! Es gibt Läden, die verkaufen wirklich nur Dekomaterial für Feiern und ganz und gar nicht nur für Kinder. In jedem Restaurant ist mindestens eine Ecke, oft mehrere mit Wörtern und Fahnen geschmückt. Auch in den gehobeneren in Medellin. Wir haben witzigerweise schon beobachtet, wie Bedienungen noch Zahlen umgedreht haben, die anscheinend falsch aufgehängt wurden. Die Zwei könnte auch ’ne Fünf sein… uiuiui…
Wir finden in dem Shop aber zum Glück auch ein kleines Einhorn für unser Lieblingseinhorn „Raquelita“ und im Einkaufszentrum die restlichen gesuchten Geschenke für unsere Gastfamilie. Ein paar kleine Präsente sollen sie nämlich weiter an uns zwei erinnern und wir hoffen, dass unser abendliches Rollenspiel „Im deutschen Restaurant bestellen“ mal Wirklichkeit wird!
Adriana hatte in Deutschland am Chiemsee vor langer Zeit sehr liebe Menschen kennengelernt, die sie damals herzlich unterstützten. Uns in ihr Haus einzuladen war für sie ein stellvertretendes Danke und für uns ein großes Geschenk. Es lässt uns nachdenken über offene Türen und Vertrauen. Es war einfach so ein Gefühl von ihr. Wir erinnern uns an die fragenden Blicke der Kids – wer sind die zwei? – und deren ersten vorsichtigen Beschnupperungen in englisch. Ein spontaner Anfang, der in Freundschaft endet.
Danke an die ganze Familie, dass ihr uns so lieb aufgenommen habt! Es war wunderschön euch kennenzulernen, mit euch die halbe Nacht zu reden, deutsch und spanisch zu lernen, zu spielen, zu schwimmen, zu lachen und eure und unsere Pläne zu besprechen. Jetzt sind wir es, die hoffen, dass wir irgendwann in Deutschland oder Österreich „piedra, papel o tijera“ um den Abwasch spielen! Unsere Tür ist offen! Auf Wiedersehen!