Traurig sein

Es gehört dazu, genauso wie daheim, ist man auch auf Reisen nicht immer super drauf.

Manchmal ist es auch das Reisen an sich, das traurig macht.

Manchmal.

Manchmal sieht man Leben, die man sich nicht vorstellen kann, manchmal sieht man Armut, die man sich nicht vorstellen kann. Dann sitzt man schon mal nachdenklich und schweigend im Auto.

Man hat auf einer großen Reise ab und zu ein wenig Zeit nachzudenken. Nachdenken über Dinge, über die man immer schon nachdenkt und auch viel Nachdenken über Erlebtes.

Man denkt über die Menschen nach, die man streift und die man kennenlernt. Man hört viele lustige, aber am zweiten Abend auch manchmal sehr traurige Geschichten. Wenn man aus dem small talk raus ist, hört das Gespräch auf… oder es kann sehr schnell sehr intensiv werden. Mit Reisenden oder Einheimischen gleichermaßen. Das ist ein Geschenk, ein großes Erlebnis und ein großer Teil der Reise. Und manchmal werden Freundschaften draus.

Diese Freundschaften dann zu verlassen ist hart und macht traurig. Kennenlernen und Verlassen gehört dazu zum Roadtrip. Je schöner das Kennenlernen desto schlimmer das Verlassen. Und bei den Einheimischen ist es oft traurig, weil man sich nicht sicher ist, ob man sich wiedersehen kann. Man hofft es, aber fährt ein wenig traurig weg. Von manchen Reisenden verabschiedet man sich oft mit einem „bis in Europa“. Hoffentlich!

Über das Leben in Europa denken wir auch viel nach, im Allgemeinen (ein bissl mehr tranquila und mañana würde uns nicht schaden) und über unser Leben vor und nach der Reise. Nachdenken zu können ist was Schönes, aber jeder Erwachsene weiß, dass es in jedem Leben ein Päckchen zum Nachdenken gibt.

Über das Leben nachzudenken heißt auch über den Tod nachzudenken. Das gehört zusammen. Immer. Zumindest für uns. Man überlegt sich dann schon mal, was alles passieren könnte (daheim und mit uns). Wir sind hald auch schon alt genug, um zu wissen, was alles sein kann. Nicht nur auf der Straße. Wir versuchen aber zu genießen und uns auch bewusst die Freiheiten zu nehmen, die wir jetzt haben. Diesen Traum zu leben und mal alles abschütteln und ohne Uhr und Datum zu leben. Manchmal ist das Reisen aber wie gesagt kein Traum, sondern sehr anstrengend… beziehungsweise kanns von überwältigend bis sehr traurig alles sein. So ist das… das Leben und das Reisen!

Und ab und zu kommt leider alles zusammen. Man lernt jemanden kennen, hat ihn ins Herz geschlossen und man verabschiedet sich mit „bis in Europa“. Diesmal waren wir ziemlich sicher, dass wir uns wiedersehen werden… wenn nix passiert. Aber dann passiert was, das ein Wiedersehen – zumindest in dieser Welt – nicht mehr möglich macht.

Traurig.

Das Leben bekommt seinen großen Wert dadurch, dass es endlich ist.

Deshalb leben, lachen, ab und zu traurig sein und genau das, was man hat, genießen – egal ob daheim oder auf Reisen und egal wo!