Røros hat eine ganz eigene Atmosphäre. Schwer zu beschreiben. Langsam. Ruhig. Alt. Das Gefühl die Zeit vergeht hier wohl langsamer. Unser Villa de Leyva in Norwegen. Mit der Kamera spazieren heißt hier sich auf Spurensuche von Vergangenheit in der Gegenwart machen. Dieser Ort ist ein unheimliches Dazwischen, sogar schon ohne Fotografie.
Ich stehe irgendwo vor einem Holzhaus. Es gibt im Ortskern nur Holzhäuser. Höre ein Rattern. Es kommt näher. Im Augenwinkel sehe ich oben hinter einem Haus einen coolen Motorradfahrer verschwinden. Ich nehme schnell die Kirche in den Sucher, aber mit Straße. Ohne Serienmodus habe ich natürlich nur einen Versuch. Erwischt… Wo kommst du denn her?
In der Kirche saß übrigens niemals ein König in der Königsloge, aber man konnte sich für ein Jahr daneben oder darunter eine eigene Loge mit Vorhang kaufen. Logo, Nickerchen und Privatsphäre viel einfacher mit Vorhang und dafür zahlt man dann auch.
Morbide, friedlich und schön – am Friedhof
Dieser Ort hat was Skurriles und Magisches zugleich. Ohne Trolle aber mit Aura.
Nach dem kurzen Regen bin ich gefühlt ganz allein in der Stadt. Völlig verlassen und durchnässt liegt ein Buch auf einer Bank direkt vor der Kirche.
Das Cover macht neugierig… wer hat es hier liegen lassen und wovon erzählt der Roman, der die ganze Bank irgendwie zum Kunstwerk macht?
Keine Widmung ist auf den ersten triefend nassen Seiten und beim Norwegisch kapituliere ich sofort. Noch während ich über den schönen Kontrast vom Cover zur Szenerie rundum schmunzle, tigert eine ziemlich große Mietze über die leere Straße auf mich zu.
Mit einem Mauzen begrüßt sie mich, steuert aber zielstrebig an mir vorbei zur Bank und gesellt sich zu meinem skurrilen Fotomotiv. Alles im Blick.
Dass diese Mietzekatze der heimliche Chef von Røros ist, war nun zu erahnen. Aber am nächsten Tag sehe ich sie wieder schnurgerade und zielstrebig über die Straße gehen. Diesmal direkt auf die Kirche zu. Also nicht auf die Kirche zu – sondern in die Kirche. Hinter der Schwelle legt sie sich mitten in den Eingang in die Sonne und fängt an sich zu putzen. Zwei Touristen neben mir lachen. Derjenige, der hinter der Tür Eintritt kassiert, reagiert in keinster Weise. Lieblingsplatz.
Lieblingsort.