Der Nachmittag steht wieder unter dem Stern der Schlafplatzsuche. Und wenn Sicherheit gefühlt keine Rolle mehr spielt, wird man wieder wählerischer. Wir haben in Kolumbien nie wirklich oft wild geschlafen, obwohl es wahrscheinlich auch kein Problem gewesen wäre. Die meisten Ausraubgeschichten aus erster Hand kennen wir auch nach unserer Südamerikaerfahrung immer noch aus Griechenland, Dänemark und Kroatien, nur ein paar aus Kolumbien, Peru und México.
Also nun Schlafplatzsuche in Norwegen.
Da gibt es das Jedermannsrecht. Es wird in genug Blogs erklärt. Aber in allen Erklärungen, wird ganz zum Schluß noch angemerkt, dass es nicht für Autos gilt!
Es gibt wirklich viele Parkplätze für die Autocamper. Oft mit einer Bank, manchmal sogar eine Bank für jeden Stellplatz, auch schon gesehen.
Und wer mit solchen Bildern Werbung macht, darf sich nicht wundern, wenn wir genau diese Plätze suchen.
Wir suchen mit dem Defender meist Stellplätze, an die kein normaler Camper hinkommt. Im besten Fall geht’s eine steinige Stufe rauf/runter oder gleich ein steiler Hang. Abgelegen soll er sein, windgeschützt, gerade, mit Licht am Abend, der Boden nicht gatschig, mit Wasserzugang und ohne Mücken. Hab ich von Aussicht und Atmosphäre schon gesprochen? Achja, natürlich sollte morgens noch die Sonne auf die fix verbaute Solar scheinen. Außerdem wollen wir unsere Ruhe. Allein und keine anderen Camper in Sicht. Sowas in der Art:
Hat man den vermeintlich perfekten Platz, sind es oft noch die Mücken, die man natürlich auch auf den Fotos nie sieht, die einen vertreiben. Oft kann man sich entscheiden: kalter Wind am Meer oder Mücken im Landesinneren?
Heute aber: Es regnet. Und regnet. Und ist echt ungemütlich draußen.
Im Tunnel meint Martin: “So ein Tunnelschlafplatz wäre doch toll! Da ist es trocken und windstill. Perfekt! Was sagst du?” “Naja, mitten im Tunnel eher unheimlich. Ja, ich mag es normal unheimlich, aber da ist ein ganzer Berg über uns oder ein Berg und ein See…”
Martina verbucht Martins Tunnelschlafplatz-Idee eher unter unrealistisch.
Genau an dem Tag, viel später, finden wir aber das:
Kalt aber trocken!
Wo genau wir immer geschlafen haben wird hier nicht verraten. I-Overlander und Co sind eine gute Sache, vor allem um Restaurants in Südamerika zu finden, bei denen Camper willkommen sind. Aber entdeckte, abgelegene Standplätze zu posten heißt auch oft sie genau damit zu zerstören. Wenn zu viele eine Stelle anfahren, wird sie oft von den Grundbesitzern gesperrt. Kein Wunder, weil bei zu vielen Campern dann ja auch immer zu viele De….. dabei sind, die Müll hinterlassen. Wenn Martin seine Runde dreht ist der Platz immer sauberer als vorgefunden. Leider ist dies wirklich fast immer möglich, ihn sauberer zu hinterlassen.
Einfach abbiegen und zum Spaß um eine Insel fahren. Ob wir es bis zu den Lofoten schaffen ist mittlerweile auch Martin fast egal. Hier ist es genauso schön! Auf der Insel Sandhornøya machen wir am Ende der einen Inselsackgassenstraße erstmal Mittagessen, bevor wir die zweite Inselsackgasse in die andere Richtung erkunden.
Wir halten dann bei einem Haus, das Bed & Breakfast und einen Shop hat… die haben doch sicher auch Kaffee oder? Nö, haben sie nicht. Oh. Wir entschuldigen uns.
Sie überlegt eine Sekunde. Ob wir einen speziellen Kaffee brauchen oder ob sie irgendeinen („whatever“) machen kann… „you can make whatever!“
Es entsteht ein schönes Gespräch im Regen und wir dürfen einen Blick in die Hütte werfen, die sie über AirBnB vermieten. Der servierte Kaffee ist hervorragend und nach dem Pläuschchen wissen und finden wir auch unseren nächsten Schlafplatz. Ein Sonnenglücksmoment trotz Regen. Und ein paar Stunden später scheint die Sonne. Wie es der Norweger prophezeit hat.
Ein zweiter Ratsch ergibt sich mit einem holländischen jungen Reisenden, der für Kost und Logie in der Nähe arbeitet. Als ich ihn kommen sah, hatte ich schon Bedenken, ob uns der vermeintlich Einheimische nun wegstaubt von dem schönen Platz. Natürlich nicht. Aber auch die Reiter und Wanderer begrüßen uns freundlich. „it’s Norway, you can stay wherever you want“ hörten wir heute. Wir hoffen es bleibt so.
Der Waldplatz und der Wald hat es uns angetan.
Wasserstrudel beim Saltstraumen
Der Saltstraumen sieht aus wie ein Fluss, ist aber keiner. Es ist ein Naturphänomen: einer der stärksten Gezeitenströmungen der Welt. Das Wasser zwängt sich hier bei Ebbe und Flut durch eine 150 Meter breite Enge und erreicht dabei 20 Knoten. Mal in die eine Richtung, mal in die andere, alle 6 Stunden im Wechsel. Die Farbe vom Wasser und die aufsteigenden Strudel am Rand… schon irgendwie cool!
Ein Zimtstrudel in Bodø
Der Wetterbericht sagt nur Regen. Na toll.
Wir verkrümeln uns in eine Hütte. Eine Rorbus, so heißen die Fischerhütten, die zur Freude der Touristen meist zu Übernachtungskojen umgebaut wurden.
Wenn jetzt entgegen dem Wetterbericht die Sonne scheint, ist das natürlich nicht schlimm. Als es dann doch schüttet, gehen wir diesmal nicht raus zum Fotografieren.
Frühstücken spät und lang, trinken dazwischen einen Kaffee und fangen dann an Mittagessen zu machen. Und so weiter. Heiß duschen nicht zu vergessen! Nix besonderes und nix aufregendes, aber entspannend. Fotos aussuchen, die Auswahl runterladen, Texte schreiben und bloggen ist genug Arbeit. Die Fotos von drei Speicherkarten sind nun endlich auch doppelt auf Festplatten gesichert. Warum ich dafür über 5 Stunden gebraucht habe, da der Laptop nur kleine Häppchen zugelassen hat, versteh ich nicht, nervt aber.
Jetzt einfach mal wieder „wohnen“.
„You are so lucky!“ Erwischen zwischen den Regentagen auch wirklich einen richtig schönen Sonnentag. Also auch eine Sonnennacht! Die Mitternachtssonne! Nicht zu glauben: alle sechs folgenden Fotos sind nach Mitternacht entstanden. Die Sonne verschwindet hier nämlich nur für eine Stunde hinter einem Hügel und geht quasi um Mitternacht wieder auf!
Eine kleine Wanderung. Wie sieht es eigentlich da oben aus?
Danach freut sich Martin über Zimtschnecken, die er geschenkt bekommt.
Diesmal zeigen wir euch auch, wo es diese süßen Zimtschnecken und die süßen roten Rorbushütten gibt, weil das Kjerringøy Rorbussenter kein abgelegener Stellplatz sondern eine Urlaubsempfehlung ist!
Nach dieser Hüttenzeit suchen wir uns nun wieder unsere Wald- und Meeresschlafplätze.
Und zwar… auf dem Weg zu den Lofoten! Ja, das wurde spontan entschieden. Unsere Freunde schwärmen ja davon und Zeit haben wir noch. Den Titel lassen wir aber so, weil es wirklich überall schön ist! Es müssen nicht immer die Lofoten sein.